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Freuden des Sammelns

Carola Ertle und Günther Ketterer sammeln mit Leidenschaft Kunst. Hier verraten sie, wie sie dabei vorgehen und warum Kunst Sammeln nicht zwingend kostspielig sein muss.

| Bettina Gugger | Kultur
Kletterers
Foto: zvg

In der Berichterstattung über die wichtigste Kunstmesse der Welt – die Art Basel – ist das Sammeln von Kunst in aller Munde. Wir begegnen immer wieder der Vorstellung, dass es bei Kunst um Millionen geht, doch findet der grösste Teil des Kunstbetriebs abseits dieser Rekordpreise statt – und das sind für uns die spannenden Entdeckungen und Inputs.

Uns hat Mitte der 1990er-Jahre das Videokunst-Fieber gepackt, und es hält bis heute an. Nach einer intensiven Auseinandersetzung mit den klassischen Medien Gemälde, Grafik und Skulptur haben uns unter anderem Frantiˇcek Klossner und Bernhard Bischoff in dieses Medium eingeführt. Begeistert haben uns die Möglich­keiten des bewegten Bildes als eine Form erweiterten Kunstschaffens. Keine verstaubten Röhrenbildschirme in einer schwarzen Box, sondern lebendige, installative und zeitgemässe Videokunst mitten im Ausstellungs­betrieb. Wir sind stark mit der Berner Kulturlandschaft verbunden und haben unseren Sammlungsschwerpunkt auf den Espace Mittelland gelegt, wobei natürlich die Ausnahme die Regel bestätigt.

Wenn wir einem Kunstwerk begegnen, das uns begeistert, lernen wir gern den:die Urheber:in kennen, beschäftigen uns mit dem Werk und schlafen eine Nacht darüber. Nach dem Kauf wird das Kunstwerk inventarisiert, gegebenenfalls Zertifikate angefragt, Sicherheitskopien von Videodateien angelegt und sämtliche Unterlagen zusammengetragen. Zum Schluss kommt der schönste Teil: Wir dürfen ein neues Kunstwerk in unseren vier Wänden empfangen, das uns täglich erfreut und inspiriert. Natürlich verläuft dieser Prozess nicht immer problemlos. So kam es auch schon vor, dass ein Gemälde zu gross für ­unsere Wohnungstür war und so notfallmässig in unsere damaligen Geschäftsräume gebracht werden musste. Oder dass wir eine Videoskulptur aufgrund ihrer besonderen Anforderung nicht in unserer Wohnung präsentieren konnten. Einmal wollten wir uns sogar das gleiche Kunstwerk – eine kleine Installation von Reto Leib­undgut – zu Weihnachten schenken. Günther war schneller und Carola ­etwas irritiert über den Freund und Galerist Bernhard Bischoff, der ihr das Kunstwerk nicht verkaufen wollte. Am Weihnachtsabend hat sich die Verwirrung aber in vielstimmiges Lachen aufgelöst.

Der Austausch mit Kunstschaffenden, die Inspiration durch Kunstwerke zu Hause und die tägliche Beschäftigung mit kreativen Medien sind eine grosse Freude und liefert uns täglich neue Inputs. Wir ermutigen alle Lesenden, sich in diesen teils paradiesischen, teils wilden Dschungel zu begeben, und vielleicht findet ein Kunstwerk den Weg in die eigenen vier Wände, sei es ein Ausstellungsplakat, eine Edition, ein Video oder ein Gemälde. Für das bewegte Bild empfehlen wir unbedingt den Showroom von videokunst.ch im Progr.

 

Carola Ertle und Günther Ketterer widmen sich mit ihrer Kunst­sammlung schwerpunktmässig der Videokunst.


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