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Ein Stelldichein mit der Jugend

Seit einem Jahr sorgt das Stellwerk auf der Parkterrasse im Auftrag der Stadt Bern für ein Nachtlebenangebot für Jugendliche ab 16 Jahren. Mit Bistrobetrieb und Workshops schafft das Kulturlokal auch tagsüber einen Begegnungsort. Die neue Clubsaison läutet das Stellwerk mit einem Festival mit elektronischer Musik am 14. September auf der Grossen Schanze ein.

| Bettina Gugger | Kultur
Riedo
Thierry Riedo ist Mitglied im Verein Stellwerk und Teil des OK vom VIEW Festival. Foto: zvg

 

«Wir wollen noch bekannter werden», meint Tobias Moser, Co-Geschäftsführer vom Stellwerk, auf die Frage, wie zufrieden er mit dem Verlauf des letzten Jahres sei.
Seit einem Jahr gibt es das Kulturlokal auf der Parkterrasse, das Bistro und Klub vereint, aber auch Workshops anbietet, einen Tanzraum und einen Workspace vermietet und Jugendliche ab 16 Jahren zum Partizipieren einlädt: Hier können sie ihre Ideen einbringen, selbst eine Party veranstalten oder später erste Erfahrungen in der Nachtarbeit an der Bar sammeln. Das Stellwerk ist als Verein organisiert, neben Moser hat Philippe Eggenschwiler die Geschäftsleitung inne. Seinen Auftrag hat das Stellwerk von der Stadt Bern. «Der Weg war lang», seufzt Moser. 2013 forderte der Berner Gemeinderat in seinem Nachtlebenkonzept als Antwort auf die «Tanz dich frei»- Ausschreitungen eine Diskothek für Jugendliche in der Innenstadt. Darauf formierte sich der Verein Tankere, der an der Nägeligasse im ehemaligen Gebäude der Sanitätspolizei einen Nachtclub errichten wollte. Dagegen gab es zahlreiche Einsprachen. Im ehemaligen Bonsoir an der Aarbergergasse fand der Verein für vier Jahre Räumlichkeiten, um im Auftrag der Stadt seine Diskothek «Einspruch» zu betreiben. Den Hauptauftrag Nacht­leben konnten die Betreiber umsetzten. Ziel sei aber immer ein grösserer und hellerer Raum gewesen, um auch tagsüber ein Angebot bereitzustellen, so Moser. Er ist Betriebsökonom, war früher selbst als DJ unterwegs und veranstaltete im «Einspruch» mit eigenem Eventlabel Partys, unterstützte mit einem 40-Prozent-Pensum die Geschäftsleitung, bevor er 2019 Co-Geschäftsführer wurde. Mit dem ehemaligen «Passion Club» auf dem Zwischendeck der Grossen Schanze hatte der Verein schliesslich die ideale Lokalität gefunden – ein Rechtsstreit habe den Umbau jedoch ewig in die Länge gezogen, so Moser.

500 Quadratmeter Experimentier­fläche

Was lange währte, wurde letzten Juni endlich gut. «Zusammen mit dem Architekten konnten wir uns auf 500 Quadratmeter die Räumlichkeiten schaffen, die wir uns gewünscht hatten», meint Moser. Aktuell richtet der Verein Stellwerk ein Tonstudio ein, um Jugendlichen eine Möglichkeit zu bieten, ihre Musik professionell aufzunehmen. «Wir haben im letzten Jahr viel ausprobiert», erzählt Moser. So reagiert das Stellwerk beispielsweise mit Spielabenden wie dem Tichu-Turnier auf die Bedürfnisse und Gewohnheiten der Jugendlichen, die sich während der Corona-Krise verändert haben. «Gut besucht sind auch die Electro-Partys, gerade wenn die Jugendlichen bei der Organisation mit involviert sind», meint Moser. Thierry Riedo organisiert im Stellwerk House-Partys und ist Mitglied im Verein. Bereits mit Anfang 20 organisierte er im «Einspruch» House-Partys. Mittlerweile hat der ausgebildete Mediamatiker in der Eventbranche Fuss gefasst; seit drei Jahren arbeitet er bei einer Eventagentur. Von seiner Erfahrung und seinem breiten Netzwerk profitiert das Stellwerk. Er ist für die technische Planung und die Infrastruktur des VIEW Festival, das am 14. September auf der Grossen Schanze und im Stellwerk stattfindet, verantwortlich.

Auftakt in die Clubsaison

Mit acht lokalen DJs feiert das Stellwerk den Auftakt in die Clubsaison und lädt mit Blick auf das Bundeshaus, Heiliggeistkirche und Eiger, Mönch und Jungfrau zum Tanzen ein. Das Programm eröffnet Okara, Gewinnerin des DJ-Contests. Zelev zählt zu den Haus-DJs. Melisa Su veranstaltet regelmässig DJ-Workshops im Stellwerk und wird auch am Festival ihr Wissen und Können weitergeben. Das Stellwerk legt besonderen Wert auf die Förderung von TINFAs (Trans-, Inter-, nicht binäre Menschen, Frauen und Personen ohne Geschlechtsidentität) im Bereich der elektronischen Musik. Melisa Su wird ausserdem ab 01.00 Uhr im Club für heisse Beats sorgen. Bei einem Afro-Dance-Workshop können sich Tanzfreudige nachmittags unter professioneller Anleitung «aufwärmen». Ausserdem verspricht ein Vintage-Pop-up nachhaltiges Shoppingglück und diverse Foodangebote sorgen für das leibliche Wohl. Das Gelände auf der Grossen Schanze ist frei zugänglich, was dem Festival-OK ein besonderes Anliegen ist: «Viel zu oft ist der Eintrittspreis ein Hindernis, um etwas zu erleben», so Moser.
In der neuen Saison hält das Stellwerk wieder ein diverses Programm bereit; mit Electro-, House-, Afro- und 2000er-Partys, Spielabenden und Workshops. Für das Foodangebot am Mittag werden künftig wechselnde Pop-ups verantwortlich sein, um der Nachbarschaft möglichst viel Abwechslung bieten können.
«Die Arbeit mit Jugendlichen bringt einen auf Zack», meint Moser abschliessend. Riedo fügt hinzu: «Weil das Stellwerk im aktiven Betrieb Jugendlichen eine Plattform bietet, kann es auch sicherstellen, dass es die Interessen der Zielgruppe bedient und mit der Zeit geht.» Moser bestätigt: «Die Synergien zwischen Leuten mit beruflicher Erfahrung und Jugendlichen, die noch wenig Erfahrung haben, aber am Puls der Zeit leben, ist sehr wertvoll.»

 

Grosse Schanze, Stellwerk, Bern, 14. September, VIEW Festival, Hauptbühne ab 15.00 Uhr. Ab 22.00 Uhr Klubbühne.

Infos: www.stellwerk.be


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