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Voltigier-Welt- und Europa­meisterschaften in Bern: Von Kufen zu Hufen

Diese Woche wird die PostFinance Arena in Bern zur Bühne für die Voltigier-Weltmeisterschaft. Während OK-Präsidentin Gabie Laffer den Anlass hinter den Kulissen dirigiert, konzentriert sich Tochter Li Laffer auf ihren Auftritt in der Kategorie Pas-de-Deux.

| Linda Pfanner | Sport
Li Laffer und Ilona Hannich in der Kategorie Pas-de-Deux. Foto: Daniel Kaiser
Li Laffer und Ilona Hannich in der Kategorie Pas-de-Deux. Foto: Daniel Kaiser

Diese Woche findet die Voltigier-Weltmeisterschaft in Bern statt! Doch was ist das überhaupt? Vermehrt sieht man Plakate in der Stadt Bern, die auf den Grossanlass hinweisen, der Sport wird immer bekannter. Auch dank OK-Präsidentin Gabie Laffer, die bereits vor fünf Jahren mit viel Engagement mit den Vorbereitungen für die Meisterschaft begonnen hat.

Den Grundstein dafür legte Laffer gemeinsam mit Lukas Heppler, der selbst als Voltigierer an der WM teilnehmen wird. Seit 2015 führten sie, zusammen mit einem eingespielten OK-Team, das Internationale Voltigierturnier (CVI Bern) im Nationalen Pferdezentrum (NPZ) durch.  «Das Jubiläumsjahr wollten wir mit einem Championat abschliessen», sagt Laffer.

Jetzt ist es so weit: Die FEI Voltigier-Weltmeisterschaft Elite für Senioren und die Europameisterschaften für Junioren und junge Voltigierer finden vom 16. bis 21. Juli 2024 in der PostFinance Arena in Bern statt. 

Auch dabei: Gabie Laffers Tochter Li Laffer. Als Li mit neun Jahren reiten wollte, war sie noch zu klein für die grossen Pferde im NPZ. Daher riet man ihr zum Voltigieren, um sich auf das Reiten vorzubereiten. Was als Vorbereitung begann, entwickelte sich schnell zu einer zweiten Familie. Denn die Faszination für das Voltigieren liegt für Li vor allem im Teamaspekt. Das Reiten sei normalerweise ein Einzelsport, «beim Voltigieren steht das Team im Vordergrund», sagt Li. 

An der WM tritt Li in der Kategorie Pas-de-Deux mit ihrer Teampartnerin Ilona Hannich an. Dabei turnen sie zu zweit für zwei Minuten auf einem galoppierenden Pferd. Die beiden trainieren seit fünf Jahren in dieser Kategorie zusammen, kennen sich aber schon seit Anbeginn ihrer Zeit beim NPZ – das ist nun fast 20 Jahre her. «Durch den Sport wurden wir Freundinnen», sagt Li. ­Diese enge Zusammenarbeit ist auch der Schlüssel zum Erfolg im Doppel. Im letzten Jahr gewannen die beiden die Bronzemedaille bei den Europameisterschaften in Schweden. 

Li LAFFERIlona HANNICH SUIGITANO DES MONODSAlana SOHM

Li Laffer (oben) mit Pas-de-Deux-Partnerin Ilona Hannich. Foto: Daniel Kaiser

750 Tonnen Sand in die Eishalle 

Dass es eine Welt- und Europameisterschaft zugleich gibt, liegt am Aufwand für den Event. Nur für eine Meisterschaft hätte es sich nicht gelohnt, 750 Tonnen Sand in die Eishalle zu transportieren. Der Sand muss aus der Vorhalle mit kleinen Gefährten über den Durchgang zum Bärengraben und in die Arena gebracht werden. «Das ist ein aufwendiger Aufbau», sagt Laffer, denn der Durchgang ist eng.

Das habe sich aber immer noch mehr gelohnt, als den Anlass zum Beispiel auf dem Allwetterplatz im Pferdezentrum durchzuführen und die gesamte Infrastruktur auf einem Sandplatz aufzubauen. Die PostFinance Arena biete die optimale Infra­struktur, um diesen Gross­event professionell durchzuführen. Die Eishalle bietet nun Platz für 3000 Zuschauende, die die 400 Teilnehmenden aus 23 Nationen während sechs Tagen anfeuern können. 

Gitano oder Limited Edition 

Die Vorbereitungen liefen für Mutter und Tochter nicht ohne Hindernisse. Während Gabie Laffer mit Parkplatzproblemen, Grenzübergängen der Pferde oder Themen einer Eröffnungsfeier konfrontiert wurde, musste das Pas-de-Deux-Team ein neues Pferd für seine Teilnahme organisieren. Ihr eigentliches Pferd Gitano hatte sich verletzt, sodass schnell ein Ersatz gefunden werden musste. Kein einfaches Vorhaben. 

Alle Pferde im NPZ gehören entweder dem Pferdezentrum selbst oder dem Schweizer Militär. Das Duo musste sich ausserhalb des NPZ umsehen und fand schliesslich in Limi, kurz für Limited Edition, einen würdigen Ersatz. Limi wurde von der Voltige-Gruppe Beluga zur Verfügung gestellt. Es ist nicht selbstverständlich, dass es auf Anhieb so gut passt zwischen Voltigierern und Pferd und dass ein anderer Verein einem eine solche Möglichkeit bietet. Sie haben vier Pferde ausprobiert, bis sie Limi fanden. «Das, was wir auf Gitano geturnt haben, können wir jetzt glücklicherweise auch auf Limi turnen», sagt Li. 

Nicht nur die Harmonie zwischen Voltigierern und Pferd ist wichtig, auch die Longenführerin muss ins Team passen. Li beschreibt die Beziehung zwischen Voltigierer, Pferd und Longenführerin als eine symbiotische Dreierbeziehung, die essenziell für den Erfolg ist. «Es ist wichtig, dass es im Dreiergespann harmoniert», sagt Li. Die Longenführerin habe einen grossen Einfluss auf die Ruhe des Pferdes, sie steht in der Mitte des Zirkels und gibt dem Pferd Anweisungen. 

Daher ist die ursprüngliche Longenführerin Alana Sohm trotzdem vor Ort, als Trainerin und mentale Unterstützung. Limi wird von seiner Longenführerin Sarah Nyffenegger geführt.

Heidenarbeit und Riesenmöglichkeit

Die frühe Unterstützung der Stadt Bern war ausschlaggebend für den Entscheid, die Meisterschaften in die Hauptstadt zu bringen. «Ohne den Support von Stadt, Kanton und Bund sowie von Swiss Olympic und Swiss Eques­trian, wie auch von weiteren grosszügigen Partnerschaften, wäre die Durchführung nicht möglich gewesen», betont Gabie Laffer. 

Die Schwierigkeit in der Finanzierung lag nicht zuletzt auch daran, dass der Voltigiersport noch relativ unbekannt ist und somit Sponsoren nicht leicht zu finden waren, beschreibt ­Laffer. Der Anlass sei nun eine «Riesenmöglichkeit», um den Sport bekannter zu machen. Nach den Meisterschaften brauche Laffer aber auch mal wieder eine Pause und mehr Privatleben: «Ich möchte wieder mal einen Kaffee trinken gehen, ohne den Laptop mitnehmen zu müssen.» 

Tickets und weitere Informationen unter www.bern2024.ch


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