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Schifferstechen: Das Ritterturnier auf der Aare

Beim diesjährigen Schifferstechen in der Matte kämpfen Stecher und Stecherinnen auf Weidlingen um den Sieg, wie bei einem modernen Ritterturnier.

| Linda Pfanner | Sport
Schifferstechen 2021: Damals noch mit Bambus-Lanzen. Fotos: zvg / Marion Honegger
Schifferstechen 2021: Damals noch mit Bambus-Lanzen. Fotos: zvg / Marion Honegger

Drei Mal wird das Horn geblasen, um die Medienkonferenz zum diesjährigen Schifferstechen im Matte-Tych einzuläuten. Teils zum Spass, aber vor allem, weil es so schön klingt. Das Turnier findet nun schon zum dritten Mal in dieser Form statt. 

Bei der noch wenig bekannten Sportart fahren zwei Weidlinge, traditionelle Flachbodenboote, längsseitig aneinander vorbei. Speziell für das Stechen wird im hinteren Teil des Bootes eine Plattform montiert, von dieser gilt es die Stecher und Stecherinnen mit einer Lanze zu stossen. Wer oben bleibt, ohne ins Wasser zu fallen, hat gewonnen. Oft gehen auch beide Parteien baden. Dann entscheidet das Los. 

Dabei werden Lanzen aus Aluminium verwendet. Diese wurden extra für das Schifferstechen von der Technischen Fachschule Bern angefertigt. Das Ziel sei, «so viel Bern wie möglich» ins Turnier zu bringen, sagt Susanne Kiener, Präsidentin der Gesellschaft zu Schiffleuten und Co-Präsidentin des Organisationkomitees. 

Das Mattequartier liegt vielen Vereinsmitgliedern besonders am Herzen. Wo früher die Schiffleute wohnten und wirkten, wird heute fleissig das Turnier geplant. 

Grosse Bekanntheit geniesst das Schifferstechen in Südfrankreich, unter dem Namen «Joutes». Dort wird jedoch noch heute mit scharfen Lanzen gestochen. Dies führe zu vielen Verletzungen. Die Lanzen in Bern haben eine gepolsterte Spitze, um das Risiko zu minimieren. Auch deshalb sei es möglich, dass auch das unerfahrene Publikum am Stechen teilnehmen kann, sagt Martin Seiler, Co-Präsident des Organisationskomitees und selbst Stecher an anderen Turnieren. Trotzdem sind Rettungssanitäter und Rettungs­taucher während des ganzen Turniers vor Ort. 

Ritterlich kostümiert. 

Stechen und festen 

Das «Ritterturnier auf der Aare» wird vom Verein Schifferstechen Bern organisiert, von dem Angehörige der Gesellschaft zu Schiffleuten der Burgergemeinde Bern und Mitglieder des Wasserfahrvereins Aare Club Matte Bern Teil sind. Für das Rahmenprogramm und die Festwirtschaft rund um das Stechen ist der Verein Schifferstechen Events verantwortlich. Zudem steht der Anlass unter dem Patronat des Berner Stadtpräsidenten Alec von Graffenried und der Burgergemeinde Bern. Ohne diese und weitere Unterstützung wäre der 250 000 Franken teure Event nicht möglich gewesen, sagt Kiener. Trotzdem sind die Organisatoren noch auf der Suche nach kleinen Spenden und grossem Sponsoring, damit nicht alles von der Festwirtschaft abhängt. Denn der Eintritt ist frei. 

Es wird also ein Rahmenprogramm mit Verpflegung, Schnuppertraining für Amateure, ersten Weidling-Erfahrungen für Kinder im Planschbecken, einer Hüpfburg und Konzerten geben. 

Sportart für die Mittellosen 

Das Schifferstechen geht bis ins Spätmittelalter zur Zeit der Ritterturniere zurück. Schon früh massen sich Fährleute und Fischer im Schifferstechen. Es war das Turnier des armen Mannes, denn Pferde konnten sich die meisten nicht leisten. Die Anfänge des Weidlings gehen bereits 5000 Jahre zurück. Heute zählen der Weidling und das Weidlingsfahren zum UNESCO-Weltkulturerbe der gelebten Traditionen. 

Von Amateur- bis Promistechen 

Knapp 50 Stecher und Stecherinnen haben sich für das diesjährige Turnier angemeldet. Darunter finden sich Profis, Amateure und sogar einige Promis, wie Moderator Matthias Mast. Die Stecherin Muriel Pauli reist gar aus Norwegen an, um am Turnier teilzunehmen. Denn das Schifferstechen in Bern lässt als eines von wenigen Turnieren auch die Teilnahme von Frauen zu. 

Das ganze Turnier verfügt über vier Kategorien: Plausch-, Königs-, Frauen- und Promikategorie. In letzterer fordert der Oberbürgermeister von Neuburg an der Donau, Dr. Bernhard Gmehling, den Berner Stadtpräsidenten Alec von Graffenried heraus. 

Auch der amtierende Stecherkönig und Präsident des Aare Club Matte, Oliver Aebi, wird wieder am Stechen teilnehmen. Möglicherweise wird Aebi den Wanderpokal weitere drei Jahre in Bern behalten, bis zum nächsten Schifferstechen. 


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